Revoke

Im Brückenschlag Nr. 48 - Apr. 2009 und 49 - Aug. 2009 des Bridge-Verbandes Rhein-Ruhr e.V. erschien folgender Artikel. Alle Rechte sind vorbehalten und liegen beim Autor und dem BVRR e.V.


§§61-64 TBR: Revoke von Gunthart Thamm

Manchmal hört man: „Revoke kann ja jeder.“ Da kann man sofort entgegnen: „Begehen, ja – aber regeln noch lange nicht!“ Das Geschlecht des Wortes „Revoke“ ist nicht eindeutig geklärt. Im Duden für Fremdwörter steht „die Revoke“, in den Regeln heißt es „das Revoke“, und ich habe auch schon „der Revoke“ gehört. Doch dies sind nicht die einzigen Unklarheiten des Themas.

1. Was ist ein Revoke? (§61)

Das Nichtbekennen (Bedienen) einer ausgespielten Farbe, obwohl man dies könnte, stellt ein Revoke dar. Seltener ist ein Revoke dadurch begangen, dass man einer Ausspielstrafe nicht nach kommt.

2. Wer darf nach Nichtbedienen nachfragen? (§61)

Der Alleinspieler darf beide Gegner befragen, ob sie nicht doch lieber bedienen möchten. Der Dummy kann (und sollte) den Alleinspieler fragen, ob dieser die ausgespielte Farbe nicht hat. Die Gegenspieler dürfen zwar den Alleinspieler, aber nicht sich gegenseitig befragen. Letzteres entscheidet übrigens jedes Land für sich und ist in Nachbarländern anders geregelt.

3. Wann ist ein Revoke vollendet? (§63)

Das Revoke wird in dem Moment vollendet, wenn die schuldige Seite zum nächsten Stich spielt. Selten passiert die Vollendung, wenn die schuldige Seite einen Claim macht oder einem solchen des Gegners zustimmt.

Wenn Sie also hören: „Der Stich war schon umgedreht“ oder: „Ich habe sogar zum nächsten Stich ausgespielt“ - das ist alles nicht relevant, denn Sie wissen ja spätestens jetzt, dass ein Revoke erst vollendet wird, wenn der Schuldige oder sein Partner zum nächsten Stich spielt.

4. Was passiert bei einem unvollendeten Revoke? (§62)

Ein nicht vollendeter Revoke muss berichtigt werden. Dazu nimmt der Nichtbediener seine falsche Karte vom Stich (nicht vom Tisch!!) weg und legt eine regelgerechte Karte. Danach darf jeder seiner Gegner straflos eine andere Karte legen, sein Partner nur dann, wenn dessen rechter Gegner seine Karte geändert hat.

Beispiel: Die ausgespielte ♥8 wird mit ♠4 getrumpft, obwohl noch bedient werden könnte. Es folgen ♥3 und ♥5. Falls der Fehler jetzt rechtzeitig bemerkt wird, also bevor der Falschbediener zum nächsten Stich ausspielt, wird die ♠4 aus dem Stich genommen und z.B. ♥9 gespielt. Jetzt darf auch der Nächste straflos seine ♥3 zurücknehmen und versuchen, den Stich mit z.B. ♥D zu gewinnen. In diesem Fall darf sogar der letzte Spieler der Runde noch sein Spiel ändern.

Eine vom Schuldigen aus dem Stich genommene Karte kann der Alleinspieler einfach in die Hand zurücknehmen. Eine solche Karte eines Gegenspielers bleibt auf dem Tisch liegen und wird zur Hauptstrafkarte.

5. Was passiert nach einem vollendetem Revoke? (§64)

Wenn ein Revoke einmal vollendet ist, bleibt die falsch zugegebene Karte im Stich. Nach Spielende wird der Turnierleiter, und nur er, eine mögliche Stichstrafe festlegen. Und hier ist es nach den neuen Regeln einfacher geworden:

Hat der Schuldige den Stich gewonnen, was im allgemeinen nur durch Wegtrumpfen geht, so wird dieser Stich abgezogen und der unschuldigen Seite zugesprochen. Falls die schuldige Partei später noch mindestens einen Stich gewinnt, so wird ein weiterer Stich transferiert. Hat aber der Schuldige den Revoke-Stich nicht gewonnen, so gibt es nur einen Stich Strafe, und auch nur dann, wenn die schuldige Seite ab dem Revoke-Stich, und der zählt schon mit, überhaupt noch einen solchen bekommt.

Es ist also wichtig, zwischen „schuldigem Spieler“ und „schuldiger Seite“ zu unterscheiden.

6. Und wenn der Ausgleich nicht reicht? (§64)

Manchmal ist der Schaden allerdings größer, als die gerade beschriebenen automatischen Rektifizierungen (tolles Wort, bedeutet Berichtigung, Korrektur) reparieren. Das kann z.B. vorkommen, wenn durch Nichtbedienen die hohe Farbe des Tisches abgeschnitten wird, weil kein Übergang mehr zum Dummy vorhanden ist.

Dann bestimmt der letzte Abschnitt dieses Paragraphen, dass der Turnierleiter einen berichtigten Score zuerkennen soll. Dieser wird dann so festgesetzt, wie das Ergebnis gewesen wäre, wenn kein Revoke stattgefunden hätte, allerdings ohne irgendwelche Strafstiche.

7. Gibt es auch Revoke ohne Strafe? (§64)

Gefühlt werden erstaunlich viele Revokes der Gegner nicht bestraft, nur wenn man selbst einmal nicht bedient, kostet es immer sofort zwei Stiche. In der Regel steht, dass man für ein zweites Revoke in derselben Farbe nicht bestraft wird. Ebenso werden Revokes mit offenen Karten (Strafkarte/ Dummy) nicht geahndet. Ein Revoke im vorletzten Stich wird immer berichtigt und nie mit einer Stichstrafe belegt. Und wenn man im nächsten Board eine Ansage gemacht hat oder zur nächsten Runde gewechselt hat, ist es zu spät, ein Revoke zu ahnden. Neu ist, dass es auch dann keine Strafe gibt, wenn beide Seiten im selben Board Revoke begangen haben. Manchmal bekommt man also eine Strafe, auch wenn der Fehler nichts am Spielverlauf oder Ergebnis ändert.

Die Revoke-Regel ist nach menschlichem Empfinden nicht gerecht. Dennoch rufen Sie bei jedem Revoke immer den Turnierleiter. Denn der kann diese Regel bestimmt schnell und richtig anwenden. Und Sie wissen ja: Turnierleiter arbeiten gern für Sie – fieberhaft – bis zum Koma.

Gunthart Thamm

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